L`autre côté - Yves Duteil

Die andre Seit’ - Yves Duteil

Deutsch D. Kaiser

Nach dem langen Krieg, kurz nach dem End,
aus dem Nichts über Nacht entstand,
des Morgens früh in diesem Land,
die Mauer aus Stahl und Zement.
Kinder von Eltern trennte sie,
Verlobte, sogar ihn und sie.
Ein dicker Strich auf dem Papier
zeichnet die Grenze dort. Wofür?
Konnten sie sich denn nicht aufraffen,
gegen Panzer und die Waffen?
Das war wirklich nicht zu verstehen.
Unmögliches war geschehen.

Wichtige Männer um einen Tisch
diskutierten, ein Glas vor sich,
um zu verteilen die ganze Welt,
nur unter sich.

Intermezzo

So wird mit nur einem Eintrag
in ein Heft Geschichte geschrieben.
Bis viel später, an einem Tag,
die Menschen einen Schlussstrich ziehen.

Heut Nacht hat die Flut der Menschen
die Mauer in Berlin überrannt.
Die Explosion ihres Jubels
hat bis morgens kein End gekannt.

Unter erlöschendem Kerzenlicht
weinten Menschen bei Tageslicht,
sich erdrückend vor Freud und Glück, vor
und unterm Brandenburger Tor.
Es ist ein eingesperrtes Volk,
das wieder findet die Freiheit
und das entdeckt aufbruchbereit,
die andre Seit’.

Intermezzo

Ich stelle mir die Blicke vor
der Anderen, die dafür starben,
und Hundebisse nicht scheuten,
und auch hinter Zäunen darben.

Es gibt andernorts auf der Erde
viele Mauern zu schleifen noch.
Man hört schon das Murren und Grollen.
Vor nichts macht es dann je mehr Halt.
Doch noch höher als Burg und Türme,
sehr stark und solide gemacht,
ist die Mauer, die durch Angst und Hass
im Herzen der Menschen erwacht.
Es bedarf grosser Einfühlsamkeit,
um nieder zu reissen die Mauern.
Es bedarf grosser Feinfühligkeit,
Liebe und Geduld kann Jahre dauern.
Es erscheint wie ein Bild voll der Pracht,
wie die Freude der letzten Nacht,
als die Menschen, voller Entzückung
entdeckten, zum Aufbruch bereit,  . . . . . die andre Seit’.